Ich bevorzuge die monochrome analoge Fotografie, getreu dem Motto, „Schwarzweiß ist Farbe genug".
Genau genommen ist es die monochrome Fotografie, denn unzählige Grautöne definieren das Bild, im Idealfall kommt ein kräftiger Kontrast dazu, Licht & Schatten, Kanten, Strukturen und Muster. Hier gibt es keine Farben, die vom Bildeindruck ablenken, oder anders gesagt, hat das Bild selbst keine Aussage, kann man es auch nicht durch die Farbgestaltung aufwerten.
Was ist der Reiz der monochromen Fotografie, ist es ein Eingeständnis der Unfähigkeit, mit Farben zu arbeiten?
Farben korrekt wiederzugeben ist sehr schwer, zumindest für mich. Auch die Komposition verschiedener Farben liegt mir nicht. Hinzu kommt, die Kameras und Objektive bilden unterschiedlich ab, die Nachbearbeitung ist sehr aufwendig. Eine homogene Serie zu erstellen ist sehr aufwendig und braucht ein geübtes Auge, dazu kalibrierte Monitore. Wenn es mir angebracht erscheint, fotografiere ich auch in Farbe, manches verlangt danach. Ich habe demnach meinen individuellen Stil bis jetzt nicht gefunden, doch der Weg zeichnet sich ab.
Digital hatte ich nacheinander zwei monochrome Kameras, die wirklich nur monochrome Bilder liefern. Die Einschränkung mag unannehmbar erscheinen, doch letztlich fotografiert man damit gezielt, schaut auf Kontraste, auf die Bildwirkung. Eine besondere Herausforderung ist es dann, wenn man im optischen Sucher ein reales Bild sieht und sich das spätere Bild monochrom vorstellen muss. Liveview auf dem Display mag ich hierbei nicht, auch keine elektronischen Sucher. Mir der Zeit lerne ich, Motive zu erkennen, die als monochromes Bild eine Wirkung entfalten. Nicht immer, aber immer öfter.
Für die analoge Fotografie bin ich vielfältig ausgestattet. Ich kaufte 1984 meine erste „richtige“ Kamera, die Ricoh KR-10 Super, die ich heute noch einsetze. Diverse weitere Kameras kamen hinzu. Dank der Schnäppchen auf dem Gebrauchtmarkt kann ich mir heute Wünsche erfüllen, von denen ich in den 80er Jahren nur träumen konnte, beispielsweise die Leica R4, heute für unter 100€ zu haben.
Aus den 80er Jahren setze ich selten auch noch meine Minolta 7000 AF und 9000 AF ein, damals ein Novum, der erste Autofokus. Ich glaubte ihn zu brauchen. Auch kompakte Kameras verwende ich, die Rollei 35, Minox 35 und Olmypus XA und Leica Mini, sie passen in die Hosentasche.
Meine Leidenschaft gilt der Leica M, analog wie auch digital. Es ist ein Genuss, damit zu fotografieren, allerdings auch eine Herausforderung. Eine M verzeiht keine Fehler, sie bildet genau das ab, was ich eingestellt habe. Sie setzt zudem enge Grenzen in Ihrer Anwendung, doch genau das schätze ich. Meine hat nicht mal einen Belichtungsmesser, puristischer geht es nicht mehr. Eine M polarisiert, entweder man "liebt" sie, oder man lehnt sie ab, beides mit nachvollziehbaren Gründen.
In Kombination mit einem 35 mm oder 50 mm Objektiv ist sie mein Standard. Eine Kamera mit einer Festbrennweite darauf ist für mich der Idealzustand, damit gehe ich los, darauf richte ich meinen Blick aus, nach geeigneten Motiven.
Zu etwa 90% fotografiere ich rein analog, auf dem bekannten KB Film wie auch auf 6x6 Mittelformat mit einer Rollei SL66 und Rolleiflex TLR mit 120er Rollfilmen. Im Großformat auf 9x12cm und 4x5" Planfilm schätze ich die Linhof Technika V aus den 60er Jahren, mehr Entschleunigung der Fotografie ist kaum mehr möglich. Einzig die Nassplatte wäre eines Tages noch eine schöne Erfahrung. Im Großformat zelebriere ich die Entstehung eines Bild mit maximaler Entschleunigung.
SW Filme entwickele ich seit Ende 2023 selbst und das macht mir sehr viel Spaß. Ich kann hier mit den Entwicklungsrezepten experimentieren, wie natürlich auch mit dem Film selbst.
Aktuell sind meine Lieblingsfilme: Ferrania P30 (80 ISO), Ilford FP4+ (125 ISO) und der Ilford Delta 100 (100 ISO). So ähnlich sie in ihrer Empfindlichkeit sind, so unterschiedlich ist Bildwirkung, gerade der Ferrania ist hier sehr markant.
Eine digitale Kamera ist so gebaut, wie sie konstruiert wurde, gerade was den Sensor betrifft. Analog wähle ich gezielt einen Film aus, der prägt dann die Aufnahmen.
Es heißt, am Ende steht das Bild. Womit es aufgenommen wurde, sollte keine Rolle spielen und das ist auch gut und richtig so.
Bei mir ist das anders, ich befasse mich auch sehr gerne mit alten Kameras, als Anwender, nicht als Sammler.
Es ist die Handlungskette, von der Auswahl der Kamera und des Objektivs, über die Auswahl des Films, ich trage sie mir herum und entwickele dann den Film selbst. Die Entwicklung ist für mich Routine geworden, doch jeder frisch entwickelte nasse Film ist ein kleines Wunder. Bei guter Pflege übersteht ein solcher Film ein Menschenleben und ich habe sehr alte Negative meiner Vorfahren im Archiv. Sie sind keine digitale Kopie, es sind Originale, man trug sie damals in der Kamera mit sich und heute liegen sie bei mir.
Meine ältesten Kameras sind rund 100 Jahre alt und erfüllen noch immer ihren Zweck, sporadisch setze ich sie ein. Jede Feinmechanik will bewegt werden, um nicht zu verharzen, Stillstand schadet. So alte Kameras und Objektive benutze ich mit besonderer Haltung, mir geht dabei durch den Kopf, welche Zeiten sie überstanden hat, wer damit schon und was fotografiert hat und nun darf ich sie verwenden, was für eine Ehre.
Mir geht es demnach nicht rein um das Endergebnis, der ganze Prozess fasziniert mich.
Ich lernte auch Abzüge in der Dunkelkammer zu fertigen, doch das ist zu Hause bisher nicht realisierbar, vielleicht später einmal.
Zunächst genügt mir die Entwicklung der Negative, die ich dann scanne und digital sichte. Ausgewählte Motive lasse ich abziehen, doch dafür gebe ich sie aus dem Haus.
(c) 2025 Martin Lichtblau